Der Übergang von der Schule zur Arbeit und von der Arbeit zur Schule

Hintergründe und Bedingungen in Irland und der Region um Dublin

Dieser Bericht stellt grundlegende Ansätze in Irland dar zur Unterstützung von Menschen im Übergang sowohl unter nationalen als auch regionalen Aspekten: von Bildung und Ausbildung in die Arbeit bzw. von der Arbeitslosigkeit zurück zur Arbeit. Irland sah sich zwei Entwicklungen in relativ kurzer Zeit gegenüber: Einer Periode beispiellosen ökonomischen Wachstums seit Mitte der 1990er Jahre, die neue Herausforderungen an die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt stellte. Darauf folgte sehr schnell eine Periode beispiellosen ökonomischen Rückgangs. Die Auswirkungen und Folgen dieses Wechsels für Bildung, Arbeit und Arbeitslosigkeit sind immer noch unklar. Einerseits gab es eine enorme Steigerung der Arbeitslosenzahlen, andererseits stieg die Zahl der Beschäftigten.

1.  Programme zur Unterstützung von Übergangsprozessen

Unterstützung und Beratung für Übergangsprozesse werden aus unterschiedlichen Quellen gefördert mit verschiedenen Einrichtungen, die für verschiedene Programme verantwortlich sind:

  • Beratung und Unterstützung im Übergang von der Schule in die Arbeit. Hierbei handelt es sich um Maßnahmen im Sekundarschulbereich durch Beratungsprogramme.
  • Beratung Erwachsener: Kontinuierliche Beratung Erwachsener außerhalb des formalen Bildungssystems wird im Rahmen der Adult Education Guidance Initiative (AEGI) erteilt, finanziert aus dem National Development Plan 2007-2013 unter dem Schwerpunkt der sozialen Inklusion.
  • Beratung und Unterstützung für Arbeitslose: Irlands Employment Service (NES) besteht aus zwei Strängen: den „Employment Services“, betrieben durch die FÁS, der nationalen Behörde für Bildung und Arbeit sowie dem Local Employment Service (LES), der hauptsächlich über regionale Partnerschaften operiert, die vertraglich an die FÁS gebunden sind.

Diese Art von Politik hat zu einer Trennung von Übergangsberatung und Unterstützungsmaßnahmen, die mit Bildung zusammenhängen sowie solchen, die direkt auf den Arbeitsmarkt ausgerichtet sind, geführt. Die derzeitige Strategie betont die individuelle und soziale Bedeutung des Lernens, das eine wissens- und innovationsbasierte Gesellschaft unterstützt, die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt und die demographische Entwicklung und das Lebenslange Lernen im Blick hat.

Die Einführung und Entwicklung des Nationalen Qualifikationsrahmens im Jahr 2003 ist der stärkste politische und rechtliche Einflussfaktor auf Beratungsdienstleistungen. Bedeutsam für die Entwicklung des Qualifikationsrahmens war eine Strategie, die an der Entwicklung effektiver Partnerschaften und größerer Geschlossenheit des Bildungs- und Weiterbildungssektors ausgerichtet war. Zur selben Zeit stieg die Zusammenarbeit mit Industrie, Unternehmen und der Gesellschaft.

2.  Der maßgebliche lokale und regionale Kontext für Übergänge

Wichtig für das Verständnis lokaler und regionaler Förderung ist auf der einen Seite die Geschichte sozialer Partnerschaften als dominantes Entwicklungsmodell auf nationaler Ebene. Damit verbunden ist die gemeinschafts- und partnerschaftsorientierte Ausrichtung der lokalen und regionalen Entwicklungsstrukturen. Das heißt, dass viele Möglichkeiten für die Entwicklung eigener Ansätze vor allem auf regionaler Ebene existieren, obwohl Beratungs- und Unterstützungsstrukturen stark durch nationale Entscheidungen bestimmt werden.

In West Dublin Blanchardtown zum Beispiel war die Entstehung des Local Employment Service seit langem etabliert und anerkannt. Die Partnerschaft ist verantwortlich für viele Programme, die helfen, dem Bedarf und den Bedürfnissen von Menschen, Familien und Gemeinden:

  • Jugendliche: Bemerkenswert für das Gebiet ist der hohe Anteil junger Menschen: 23,7% der Gesamtpopulation ist jünger als 15 Jahre alt-
  • Bildungsstände: Es gab eine anhaltende Verbesserung des Bildungsstands bei Erwachsenen. Der Prozentanteil der Gesamtpopulation ohne Abschluss an einer Primarschule fiel auf 10,2%. Das ist deutlich weniger als in Dublin mit 16,7% oder in Irland selbst (18,9%).
  • Charakteristika des Arbeitsmarkts: Seit 2002 steigt die Gesamtzahl der Beschäftigten deutlich an. Heute gibt es 11.622 Beschäftigte mehr und dementsprechend stieg die Arbeitsmarktbeteiligung auf 73,3% an. Das liegt weit über dem nationalen Durchschnittswert.

Ziel des LES ist es, Arbeitslose längerfristig durch Bildungsmaßnahmen, Trainings und gelegentlicher Arbeit langfristig zu unterstützen, um wieder in ein Arbeitsverhältnis zu kommen. In den Jahren 1997 und 1998 gab es im Gebiet von Blanchardstown 4 Anlaufstellen des LES. Über die Jahre gab es dort mehr als 3000 Klienten, die in Mediationen oder Beratungen persönlich betreut oder durch gruppenbezogene Maßnahmen unterstützt wurden. Mehr als 2000 dieser Personen gingen in Bildungs- oder Trainingsmaßnahmen über bzw. fanden Arbeit. Die Reichweite und Bekanntheit sind wichtig um das Profil der Maßnahme zu stärken und neue Klienten zu erreichen. Prospekte, Werbemaßnahmen, sowie vereinzelte Mediationsangebote wurden so Teil der Marketing Strategie.

3.  Gemeinsame Strukturen und Herausforderungen

In einer Studie der OECD zur Berufsberatung wurden viele Herausforderungen für die Politik und Angebotsentwicklung in Irland genannt:

  • Es sollte ein stärker entwicklungsorientierter Ansatz der Berufsberatung etabliert werden, um die Fähigkeiten von Schülern zu verbessern, Karriereentscheidungen selbst zu treffen und ihr Wissen über die Arbeitswelt auszuweiten.
  • Es soll eine bessere Balance erreicht werden zwischen Hilfen bei persönlichen und sozialen Probleme und Hilfen für Karriere- und Berufsplanung. Das hätte allerdings Folgen für das quantitative Verhältnis von Schülern zu Beratern.
  • Koordination der Organisationen und Agenturen, die für eine Berufsberatung relevante Informationen zur Verfügung stellen sowie Schulen und relevanten Organisationen vor Ort.

Besonders wichtig ist es, die Ergebnisse von Beratung rückzumelden und nachzuvollziehen sowie das Arbeiten in Übergangshasen generell zu verstehen. Ein großer Teil der Debatte zielt darauf ab, die Prinzipien einer solchen Förderung zu verstehen. Das wird als sehr wichtig für eine effektive Beratung von Gruppen angesehen, die „schwer zu erreichen“ sind oder eine größere Distanz haben zum Arbeitsmarkt oder zu Aufstiegsmöglichkeiten. Der Erfolg lokaler Beratung hängt zum großen Teil ab von persönlichen Beziehungen zwischen Personen. Der LES sieht sich als eine Serviceeinrichtung, die mit einer an der Gemeinschaft orientierten Strategie arbeiten. Besonders herausgehoben wird die Bedeutung persönlicher Weiterentwicklungsprozesse für das Ergebnis der Beratung

4.  Herausforderungen, Bedarf und Schwächen im Dienstleistungsangebot

Die Diskussion mit zuständigen Institution dreht sich vor allem und den Bedarf an Steuerung, Rückmeldung und Evaluation der Dienstleistungsangebote.

  1. Evaluations- und Steuerungssysteme müssen in Bezug auf die Arbeitsweise der Beratungsinstitutionen vor Ort angemessen und stimmig sein. Das gilt auch für Informationsangebote für Jugendliche im Übergang.
  2. Steuerungs- und Rückmeldesysteme beruhen starker auf der Idee von Kontrolle als auf der von Lernen. Daher sind sie nur von begrenztem Nutzen für die Veränderung von Planungsprozessen vor Ort.
  3. Ergebnis-Indikatoren sind normalerweise sehr konkret definiert: sie messen, ob ein Kunde erfolgreich in ein Arbeitsverhältnis übergetreten ist oder nicht. Dienstleistungsanbieter meinen, dass die Ergebnisse von Beratung breiter erhoben werden sollten. In vielen Fällen sind die Ergebnisse einer Beratung weniger konkret oder sind deren Folgen nicht sofort messbar wie z.B. ein Zuwachs an Selbstbewusstsein, wachsende Fähigkeiten, sich relevante Informationen zu verschaffen oder verbesserte Fähigkeiten zur sozialen Teilhabe. Diese Fähigkeiten dürften sich nicht sofort auf den Übergang von der Arbeitslosigkeit in Arbeit oder von der Schule zur Arbeit auswirken.

Manche der hier angesprochenen Probleme kommen auch im Report der OECD zur Beratung in Irland zur Sprache. Der Bericht spricht z.B. davon, dass es einen stärkeren Bedarf an einer systematischen Erfassung der Bedürfnisse von Ratsuchenden gibt. Der Bericht empfiehlt, Informationen über Bildungs- und Trainingsangebote stärker in den Beratungsprozess einzubeziehen. Eine breitere Informationsbasis für die Beratung ist für Irland sehr wichtig, da es eine große Anzahl verschiedener Dienstleistungsanbieter gibt mit unterschiedlichen Ansätzen. Manche Berater sehen Beratung als ihr Hauptgeschäft an, andere bieten diesen Service informell an, oft als Teil eines breiteren Tätigkeitsbereichs. Ein Verfahren zur Dokumentation von Fortschritten und Entwicklungen, guter Praxis oder von Ergebnissen sollte ein breiteres Spektrum von Vermittlungsleistungen erleichtern. Dies sollte eng mit einer breiteren Informationsbasis über Gelegenheiten zum Übergang oder vorgezeichnete Wege verbunden sein.

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